26.10.2014

Gedanken von Morgen

(Die wenigen tiefergehenden Überlegungen auf der Marokkoexpedition Herbst 2014)

 

Die Gedanken die noch kommen, werden mir fehlen.

Im Schatten der Berge, auf dem Meer strahlt noch die Sonne in den Himmel und die Dunkelheit steigt hier hernieder mit schalen Schatten

Zeitmacher des Geistes.

Blasen der Unendlichkeit schweben empor um im leeren Nichts zu verharren.

Überviele Fragen,

so das Schweigen beginnt die Fragen auszuradieren.

Die Konzentration auf einen Punkt schafft ein neues Universum und der Wille mit seinen unzähligen Wünschen füllt es aus bis zur ewigen Grenze des Alls, an der sich dann die Geister wieder scheiden werden.

Was hat mein Ich damit zu tun?

Das Ich denkt über sich selber nach und geht dabei den grösstmöglichen Umweg.

Die Wellen die sich selber ausbreiten am Strand, ohne Weg, nur Resultat.

Klatsch – und das wars.

Die Zeit ist abhängig von der Bewegung.

Die Energie, Masse auf einen dichten Punkt komprimiert erzeugt wenig Zeit, da sich nichts bewegt.

In der Ausbreitung, Diffundierung des Universums nimmt die Zeit immens zu, wie die Strecken von einem Punkt zum anderen.

 

Paradies und Hölle

Ein Paradies ohne Nöte, ohne Bedürfnisse ist ziemlich leer …

und die Tantalus Sage in der Unterwelt ist eine einseitige Definition der ewigen Wiederkehr als Schreckgespenst.

Aber genau durchdacht ist ein Elysium noch schlimmer!

Keine Aufgabe,, kein Wille, wenn jeder Wille schon vor dem Denken erfüllt ist.

Wenn ein Zyklus durchlaufen ist, dann enden die einzelnen Materiepartikel, Energieeinheiten nicht am letzten Punkt, wenn sie alles durchleben, aber in unterschiedlichen Varianten.

Die Wiederholung der Wellen kann nie eine identische Wiederholung in Form, Akustik und Optik sein.

Unmerkliche Unterschiede lassen ein Gleichsein nicht herstellen.

Das heisst die Variation ist stärker als die Imitation.

 

Was man hat, nimmt man nicht mit!

Was wird es noch sein?

Kommendes, wird es uns noch tief berühren, die Emotionen steigern, oder kommt mit Erfahrung, dem Alter und der philosophischen Erkenntnis der Bedeutungslosigkeit jeglicher Bewegung, nur die immer grössere Distanz zu allem Erleben?

 

Vielleicht noch die Geschichte mit der kleinen Katze

In einer kleinen ärmlichen Hafenstadt am Mittelmeer in der Nähe von Nador sah ich nahe dem Fischmarkt den Inbegriff des Elends.

Ein Katzenjunges, vielleicht einige Wochen alt stand an einem Markt in einer Kloake von fauligen Fischabfällen und ausgelaufenem vergammelten Obst in leichtem Nieselregen.

Reglos auf allen vier Beinen mit offenen Augen.

Ich ging vorbei und auf meinem Rückweg ca. 20 min. später stand die Katze immer noch so da, auf demselben Fleck.

Abgemagert das Fell zerzaust und von der Kloake und dem Regen durchtränkt, zu keiner Regung mehr fähig.

Wozu das Leben, taucht dann zwangsweise als Frage auf.

Dazu?

Zur Verkörperung extremsten Elends und zur Darstellung übermässigsten Reichtums und Luxus?

Diesseits und jenseits des Wohlstandes.

Wer oder was entscheidet wo man sich befindet?

Die Zeit hebt alles Haben auf und kehrt es geradezu ins Gegenteil.

Oft genug aber hebt die Zeit auch nur das Elend auf, ohne es in sein Gegenteil zu verwandeln.

 

In einer Existenzspanne kann es keine Gerechtigkeit geben, deshalb vermutlich auch der Glaube an Seele, an Wiedergeburt, um der Hoffnung zu unterliegen, das alles Erlittene einst in sein Gegenteil umgewandelt wird.

 

Doch was sagt das für ein Leben aus?

Wenn es ungünstig läuft, es möglichst schnell zu beenden und auf neue Karten hoffen?

 

Nur die der Materie innenwohnende „Erinnerung“ an alle möglichen gewesenen Aggregatzustände, und das Hinüberreichen dann auch ins menschliche Bewusstsein gibt der trüben Gerechtigkeitshoffnung Raum.

 

Da wird das „Vergessen“ wohl stärker sein, damit jedes Elend und jedes Glück wieder vollständig neu erfahren wird.

Und man sollte nicht vergessen, wie oft schon im Spiel eine Zahl gegen jede Wahrscheinlichkeit extrem wiederholt oder auch sehr lange ausbleibt.