11.04.2015

Gedanken angesichts der Sonnenfinsternis 2015

 

Die Sonne verkleinert sich wie am Ende der Tage.

Welch Schrecken muss im Mittelalter und in der Frühzeit solch eine Erscheinung am Himmel hervorgerufen haben, wieviele Menschen werden starr vor Entsetzen in den kleiner werdenden Sonnenball faziniert geschaut haben, bis auch ihr Augenlicht verschwand und sie in ewige Dunkelheit fielen.

 

Mitten am Tage setzt diffuse Dämmerung ein, eine blasse, durch Nebel verhüllte Sichel glimmt am Himel wie der Docht einer verlöschenden Kerze.

Nachdem die Sonne wieder zu voller Kraft erstanden ist, beginnen kleine Regentropfen zu fallen, um den Gruß aus dem fernen, sich ewig wandelnden Kosmos mit Tränen der Vergeblichkeit, angesichts der Kleinheit aller Dinge, zu bedecken.

 

Und nochmals verkleinerte sich die Sonne von einer Sichel nun zu einer Schale.

 

 

Mitleid, Ich und Alles

 

Dieser Gedanke, das man Alles im Laufe der unendlichen Zeit sein wird und gewesen war, wenn man in der kurzen Zeitspanne des bewussten Ich – Leben etwas Existierendes bemerkt, so kann man sich auch gleich dieses als eigenes Dasein vorstellen, und noch viel mehr, – hebelt das Dasein aus.

 

Hier kommt wieder die klassische Frage des Mitleids hoch, : wenn wir ahnen das wir Alles, was wir an Leben, Existenz wahrnehmen, auch mal gewesen sind, oder sein werden, dann ist Mitleid in konsequenter Schlussfolgerung immer nur Selbtsmitleid!

Die Angst vor den leidenden Formen unserer möglichen vorherigen oder zukünftigen Existenz.

Das wir nur einen Bruchteil sehen von diesen Formen die wir sein werden oder gewesen waren, ist das Eine.

Neben der Angst und der Hoffnung auf die glücklichen und vor den unglücklichen Beispielen im Leben ist noch das dritte Element, die Neugier der einzig wichtige Aspekt, welcher in richtiger Proportion zur Unendlichkeit des Universums steht.

Die Neugier steht diametral entgegengesetzt der Erinnerung gegenüber, als durchaus gleichwertiger Gegenspieler/Gegenpol.

Die Erinnerung, ebenfalls physikalisch ins Unendliche gedacht, wird irgendwann schon ahnen was in Zukunft Gewissheit ist.

Gewohnheit und Vergessen, ist die Rezeptur der menschlichen Gesellschaft, die über 99% der Bevölkerung zu befriedigen.

Mit der Garantie, das die Art der kleinen Zeitspanne eines jeden Einzelnen das Wichtigste ist, und um diese Art zu sichern muss man alles in konforme Massstäbe zwängen, wo jedes kleine Lebensbild seinen Anfang und sein Ende vergisst, in der Erfüllung einer nackten Daseinspflicht auf Erden.

Das Leben hängt nur noch an dem schwachen körperlichen Faden der Gegenwart, während jede Pause von intensiver, körperlicher, momenthafter Beschäftigung einen immens vom eigenen Ich entfernt.

 

Dennoch halte ich die Trennung von Körper und Geist nur für ein ungenügendes Hilfsmittel zum Leben, welches beides umfasst.

Das Hohelied der Liebe, was immer als der Weisheit letzter Schluss von Menschen als Parole ausgegeben wird, oder in allen erdenklichen Lagen gesungen wurde, womit jegliche Handlung sanktioniert und begründet wird, ist genau genommen nur der Gegenpol zum Selbtsmitleid aller Dinge, die Verherrlichung EINER Verknüpfung unter vielen als wichtigste im All, aber mit Sicherheit auf die jeweilige Daseinsdauer beschränkt.

Die Liebe zu einzelnen Personen, zu Dingen, ist so kleinlich, sie möchte immer halten und nicht loslassen, sie möchte die ewige Wiederholung, nicht des Lebens sondern, des alltäglich Einzigen, ohne Abwechslung.

Die Neugier wird immer Feind der Liebe sein.

Nietzsche zerbrach daran, das was ist, lieben zu müssen, und dafür seine Neugier zu opfern.

 

 

Komplexität contra Zyklizität

Gegen die oft geäusserte Idee eines immer komplexeren Universums im Laufe der Zeit, als ewige Entwicklung zur vollkommenen Einheit spricht:

 

a) die physikalische Erkenntnis, das alle Teile des Universums, Sterne , Planeten etc. auseinanderdriften

 

b) das die Bestimmung des Ortes, zwischen Explosion und Impulsion unsicher ist, d.h. Explosion würde die Verbreitung, Entfernung bedeuten, mit dem vergeblichen Willen der Teile zur Vereinigung, als sogenannte Entwicklung, und Impulsion genau das Gegenteil, das Klammern der Teile an ihrem einzelnen So – Sein, ich und deren immer engere Verdichtung untereinander in der anonymen Masse bezahlt mit der eigenen Auflösung.

 

Die Orstbestimmung, ob wir uns im Stadium der Ex- oder Impulsion befinden erscheint schwer, auf die menschliche Gesellschaft übertragen bleibt der Eindruck, das wir kurz vor dem Zenit, der Umkehr stehen, von Verbreitung zu Impulsion, oder schon darüber hinaus geraten sind.

Das Kleine wie im Grossen

 

c) das Sympthom der Zyklen in allen zeitlichen Vorgängen, d.h. Auf Explosion folgt Impulsion und wieder Explosion, auf Sommer Winter und dann wieder Sommer, auf Hitze Kälte und wieder Hitze.

Sicher wir können uns auf eine Richtung fixieren, in unserer kurzen Lebensspanne, aber Verbitterung oder letztlich Enttäuschung würde unser Handeln begleiten, wenn wir im Leben nicht weiterdenken und nur unsere Scheuklappen aufsetzen.

Aber auch das Bewusstein, offene Augen und Ohren für alle Dinge die um einen geschehen, haben seinen Preis, die Richtung zum Jetzt.

Die Unendlichkeit beginnt angesichts des ewigen Wandels an Bedeutung zu verlieren.