31.12.2013

Zeit und Ich

Die Zeit rennt davon mit mir, und immer noch möchte ich das Gespenst von Glück, Befriedigung, Lösung menschlichen Handelns erhaschen.

Von Moment zu Moment hangelnd und unter mir der Abgrund der Sinnlosigkeit und Vergeblichkeit.

 

Das Wollen und Handeln so zu konstruieren, das es aufgrund zielgerichteter und „nachhaltiger“ Ergebnisse eine Grundstimmung von Richtig bekommt, ist falsch angesetzt.

 

Die wenigen losgelösten Stunden vom Ich sich schwer erkaufen ist Freiheit des Überflusses, die Freiheit der Not besteht im Überwinden von pragmatischen Problemen, welche so nie gelöst, nur verschoben werden.

Erst verschiebt man aus Lust am Moment, später aus Angst vor Langeweile, schliesslich aus Schwäche.

 

Zu seinem Ich und dessen Auswirkungen bedingungslos ja zu sagen bedeutet alles auf einen selbst gerichtet zu reduzieren.

Und von sich selbst ausgehend, der Gott im Spiel will letzteres unendlich gestalten.

Ein sterblicher Gott spielt mit seinem Leben.

 

Die Hierachie des Glaubens, zeitlich und vom Rang der Erlösung betrachtet, erinnert an die russische Babuschka,  nur umgekehrt, – vom Kleinsten ausgehend immer neue, grössere beeinflussende Strukturen zu entdecken.

Das diese Strukturen kein Detailinteresse haben ist offen einsichtig und klar anhand von mannigfaltigen Erfahrungen nachvollziehbar.

Je weiter man dringt, im Überstülpen grösserer Babuschkafiguren, umso mehr entfernt sich die gespürte Betroffenheit eines „höheren“ Willens.

 

Transzendenz, ein Mittel als Schlaftablette.

 

Freiheit ist nicht von Oben gegeben zu suchen, sondern liegt ganz unten, im gegen eigentlich alles rebellierenden Ich.

Wenn letzteres immer wieder Oberhand bekommt, kämpft Ich gegen Zeit oder Zeit gegen Ich.

Der Gewinn liegt einerseits im Moment und andererseits in der Vernichtung, welche beendet aber nicht siegt, da jeder Sieg nur ein Gewinn ist, wenn der Verlierer noch als solcher ersichtlich existiert.

 

Moment und Vernichtung verschwindet beides gleichermassen, ohne Ich keine Wahrnehmung von Zeit, und ohne Zeit kein im Moment sich versteckendes Ich.

 

Schachmatt beiderseits und Nichts hat den nächsten Zug.