27.08.2023

Ewiger Herbst und Frühling ohne Ende

Die Grillen zirpen ihr letztes Lied wie jeden ausgehenden Sommer, die Spinnen sind noch nicht in der Badewanne erschienen. Sie flechten ihre Netze unbekümmert der Erfolge.

Die Gewissheit der Jahreszeiten geht ihren Gang unbekümmert um der Menschen Nöte und Wünsche. Es gibt noch viel außerhalb unseres Selbst wenn unser Ich aufhört werden wir da hinein untertauchen, als etwas anderes! Mit einem Fuß sind wir immer schon in diesem “Jenseits”, was sich womöglich als dasselbe Rad des Lebens und Vergehens darstellt, im Grossen wie im Kleinen.

Da bleibt einem nur die Wahl zwischen den Ansichten alter persischer Gelehrter, Al-maari als pessimistischer Asket, oder Omar Khayyam, als ebenso kluger Gelehrter der ähnlich wie Maari die Dinge und deren Verlauf sieht sieht, aber daraus den Schluss auf den Rausch des Momentes zieht, -letzteres ist mir sympathischer aber ebenso ohne Bedeutung.

Und dazwischen gibt es nur das Mittelmaß mit dem dumpfen Hintergrund dass wir dieser Gewohnheit auch entsagen müssen. Also gar nicht erst damit anfangen sondern neugierig alles Mögliche ausprobieren, je nach Stimmung mit mehr oder weniger Elan.
Wir sind nicht in der Lage unser eigenes Bett auf Dauer zu bauen, in welchem wir bis in alle Ewigkeit ausruhen könnten. Etappen und Ruhepausen sind die wenigen ausgedehnten Ziele welche zu etwas längeren Momenten der Gelassenheit führen können. Man kann eingeschränkt seine Umgebung gestalten. Die Rückwirkungen aufgrund der Analyse der Situationmit einberechnen und aus dem entsprechenden Handeln in Leid, Freud oder Langeweile umwandeln. Doch die größere Umgebung mit der Zeit verzerrt dieses kleine Bild der eigenen gestalteten Welt. Deshalb versuchen sehr viele in ihrer kleinen, eigenen, engen Welt sich abzukapseln, sie werden daraus immer wieder und spätestens am Ende ihres erbärmlichen Roboterlebens brutal herausgeworfen.
Deshalb kann man sich schon vorher selber daraus hinauswerfen, ohne dass selbstgebaute Gefüge dabei völlig zu ignorieren, sondern es relativieren.
Jeder Schmerz und jede Freude findet in der Zeit ein Ende.

Das Universum, die Welt experimentiert mit sich selbst andauernd und kann zu keinem Schluss kommen da sie kein ganzheitliches Bewusstsein hat, sondern sich in den einzelnen Partikeln erschöpft, welche zwar gewissermaßen deterministisch ausgestaltet sind in der Form und ihrer Umgebung, aber alle möglichen und unmöglichen Varianten spielen.
Das wird nie sich ändern weil es nie angefangen hat, sondern immer so ist!

Bestenfalls spielen wir eine selbstgewählte Rolle in den kleinen und endlichen Zeitabschnitten unserer Existenzen. So etwas anzunehmen fordert mehr Mut als irgendeine Glaube welcher finale Ziele vorgaukelt.
Das Gefühl der Verlassenheit, Einsamkeit welches einem bei längerem Nachsinnen beschleicht ist etwas dem Glauben völlig konträres.
Man hat seine Freunde, Bekanntschaften, Familie, Geschäftsbeziehungen und Liebschaften (erfüllt oder unerfüllt), dennoch bleibt man allein in der selbst gestalteten Umwelt weil das eigene Ich lässt sich nicht wirklich vollständig mit anderen verknüpfen oder sich in anderen auflösen. Zudem wird man von fundamentalen hereinbrechenden Veränderungen, welche unter anderem der körperliche Zerfall sind, heimgesucht.
Spätestens da wird einem klar dass die Kleine Egozelle nur eine dürftige vorübergehende Behausung darstellt!

Also der Verlust von allem was einen ausmacht steht vor der Tür.
Dann geht’s in die Leere der nächsten Existenz, das ist physikalisch naheliegend, und mündet in derselben Einsamkeit und Verlorenheit.
Da kommen dann die esoterischen Schwafler und reden von der kosmischen Einheit in der wir uns befinden. Nichts davon! Das Rad des Lebens und des formenden Wandels dreht sich ewig weiter, ohne Einheit, ohne Ziel, ohne Lösung. Aber mit Schmerzen und Freuden, nie ausgewogen.

Was man erwartet hat man schon gehabt, früher oder später. Die Neugier wird nur durch das Vergessen aufrecht erhalten und das Vergessen beginnt schon zu Lebzeiten dem allgemeinen Wahnsinn Vorschub zu leisten und den Motor der Ewigkeit aufrecht zu erhalten, ein Naturprinzip kein Wille!
Der Schlaf und der Rausch sind die kleinen Freiheiten, die wir uns genehmigen um die Illusion aufrecht zu erhalten, dass wir diesem Kreislauf zumindest kurzweilig entkommen können. Getrieben wie Treibholz auf dem Meere, so treiben wir in die Wellen welche uns an den Strand der Unendlichkeit werfen, von welchem wir wieder aufstehen und uns aufs Neue in die Fluten stürzen.
Frisch geboren merken wir nicht wie wir aus altem Material uns wieder neu zusammengebastelt haben.

Die Spinne hat die Ruhe weg, was mag in ihrem kleinen Tentakelkopf Vorgehen derweil sie wartet? Ihre Vorstellung von neuer Nahrung oder einfaches Dasein in der erforschten, bekannten Umgebung?
Das Dasein steht konträr zum Bewusstsein! Und beides bewegt sich nicht wirklich, sondern wartet, wie immer auf bessere Zeiten!
Aber man hat vorbereitet, denkt die besseren Zeiten werden mit Kraft des eigenen Willens und eigener Taten kommen. Eine Zeit lang mag es so sein und dann kommt die große Umgebung welche wir nicht dirigieren und wirft das Tuch des Todes über die Vergeblichkeit unserer ausufernden Wünsche.