26.10.2014

Zeit und Schatten

Wandel ohne Ruheplatz

 

Der Rhythmus des Todes ist das Leben, das Ticken der Zeit.

In seinen Zuckungen, Gerüchen, Verwesungs und Altersprozessen ist immer der Tod dabei, oder zumindest die Richtung zum Tode mit eingeschlagen, dann übertüncht mit allen zivilisatorischen Mitteln, durch neue sterile Produkte, durch Duftstoffe, Wässerchen, Pasten, Versicherungen etc.

 

Ein Tunnel ist das Leben, am Anfang ein Labyrinth und mit zunehmenden Alter entpuppt sich der einst so vielfältige Weg als eine Sackgasse die immer enger wird und den Anschein vermittelt als ob sie in einen Punkt mündet.

Dieser Punkt ist dann aber nicht ein Ziel, sondern die Auflösung des im Tunnel Befindlichen, –

und wieder breitet sich das Leben in all seinen Verzweigungen aus,

und wenn sie nicht abbrechen so werden sie noch heute spriessen,

unbegangen, als Hoffnungen ohne Wirklichkeit.

 

Man lässt unzählig mehr Möglichkeiten ausser Acht, als was man durchleben kann.

 

Übrigens, ein klassischer guter Einwand gegen jegliche Religion welche mit Seelen handelt.

Es entstehen imer mehr Seelen nach z.B. christlicher Religion im Laufe der Zeit.

D.h. Himmel und Hölle würden nach einer fortschreitenden Zeit so überbevölkert sein wie die Erde,

und Platz wäre für neu geborene Seelen nur noch in der kurzen Zeitspanne sogenannter Wirklichkeit auf Erden.

Da musste dann auch für die alten Kirchenväter die Unendlichkeit wieder herhalten, sei es auch nur um genügend Platz im Paradies zu bekommen.

Oder ein schneller Untergang der Menschheit, wenn nur dieser Seeleneigenschaften zugesprochen werden möchten.

 

Theorien!

Und die Wirklichkeit ist mit uns allein, verziert mit Träumen, die weiter gehen als unser Denken fabulieren könnte.

Die Zeit, das Spielfeld, und manchmal haben tiefe Denker gefordert ihr Einhalt zu gebieten, zerstört die Zeit! … und?

 

Das Auge lebt und altert anscheinend nicht mit, mit der Vergänglichkeit, zumindest solange es sieht.

Der Tastsinn, der Geschmack, der Geruch?

Auch wenn die Augen müde werden, erkennen sie doch immer den Unterschied von Alter und Frische und werden nicht das eine für das andere halten, nur weil der Betrachter sich verändert.

Der Geist sublimiert und stellt alles in die Relation der Vergänglichkeit.

Aber wie klein ist der geist doch gegen die Phantasie der Träume.

 

Mit dem Geist die vergängliche Körperlichkeit der Welt zu überwinden ist ein hehres, aber frustierendes Ziel.

Dann lieber wie Don Quichote gegen die Zeit kämpfen und kindlich bleiben, neugierig, experimentell, unter Verachtung aller trainierten und verlustig gegangenen Fähigkeiten sich in den Rest des Lebens stürzen.

 

 

Das Bewusstsein, ein Reflektieren über die pragmatischen Gestaltungen des Ichs.

Das Bewusstsein kann auch wie eine Waffe noch anders eingesetzt werden,

vom Ich gegen die Zeit,

und dann gegen das Ich,

aus dem Bewusstsein der Unendlichkeit und Vergänglichkeit.

Die klügsten Köpfe haben hier aufgegeben und dem Ich wieder Teile des Bewusstseins entzogen.

Die wenigen Starken unter ihnen haben die menschliche Synthese versucht, das Ich und die Vergänglichkeit in Einklang zu bringen, um dann die schmiegsame Anpassung eines Menschen an die Gegebenheiten der Zeit zu fordern – vielleicht waren es die eigentlich Schwächsten!

 

Aber Anpassung des Ichs an die Realität, unter Beibehaltung des bewussten unendlich vergänglichen Hintergrunds, ist wie wider besserem Wissens ein Spiel zu betreiben, was auf der Bühne des Lebens durchaus kitschig wirkt!

 

Den Schritt darüber hinaus zu gehen ist eine Herausforderung, welche der Natur/Welt immanent ist.

Ihr Höhepunkt sozusagen, wo sie ihre eigene Fraglichkeit auf die Spitze treibt,

und hernach wieder in kleinste Bestandteile aufgelöst,

von neuem beginnt ein fragliches Konstrukt zu errichten.

Letztlich ist jede Lösung der Welt und Natur zuwider.

Somit auch jegliche Lösung in einem Ich, jedes erreichte und behaltene Ziel eines Ichs nur von kurzer Dauer.

 

Deshalb wird die Physik nach einer geraumen Zeit genau das feststellen müssen, was die alten Griechen schon intuitiv erkannt haben, nur Wandel, kein wirklicher Anfang und kein wirkliches Ende.

 

Ein erfolgreicher Streit gegen die unendliche Zeit würde nur über die Erinnerung funktionieren.

Wenn allem Wandel begrenzte Materie unterworfen wäre, d.h. Die Materie in ihren kleinsten Bestandteilen und grössten Klumpen begrenzt wäre.

Eine sehr anachronistische These, selbst wenn sie mit der begrenzten Materie unrecht hätte, dann wären zufällige Wiederholungen von Materiekonstellationen in einer Zeitspanne auch bei unbegrenzter Materie denkbar!

 

Und Erinnerungen in Materie – Restbeständen könnten in der unendlichen Zeit sich soweit potenzieren, das jeder neuer Wandel – Impulsion – Explosion – immer mehr durchsetzt wird von Ahnungen, Ausgleichungsversuchen, Lethargie, bis die Agonie dazu führt, sich über die Grenze des Lebens und Bewusstseins nicht mehr auszudehnen!

 

Auf welcher Seite möchte man da kämpfen?

Für den Erhalt des ewigen Wandels?

Oder für das Versiegen der Gestaltungen?

 

Da gibt’s dann wenig Anregungen von Aussen.

Erlebnisse, Momente wo man sein Ich zufrieden in die momentane Umgebung eingebettet hat und

Momente wo man das ganze dämliche Drumherum hasst.

Es geht nicht um Zahlenverhältnisse,

es geht um die Intensität eines Erlebnisses,

und ob man diesem immer wieder aufs Neue gewachsen sein will –

 

Es geht aber auch um die Abgeklärtheit von Erlebnissen, der Öde, Einsamkeit innerhalb gesellschaftlich menschl. Bestrebungen,

ob man auch dieser immer wieder aufs Neue gewachsen sein will.

 

Und es liegt womöglich in meiner Hand

 

Konstruierte Momente sind Schatten wie in einem Leichenschauhaus.

Bezahlt mit der Schwäche zweier sich einem Schauspiel Hingebenden,

wo meist einer noch glaubt es wäre etwas wirklicher